Modellelemente in der Fachschale PICTURE-BPMN
PICTURE-BPMN ist eine grafische Beschreibungssprache zur Modellierung von Geschäftsprozessen und Arbeitsabläufen. Sie basiert auf den Konzepten der "Business Process Model and Notation 2.0" (BPMN 2.0), einer weltweit verbreiteten Standardnotation für Prozessmodelle. PICTURE-BPMN versteht sich dabei als "Fachschale" um die BPMN, die speziell zugeschnitten ist für die Dokumentation und Analyse von Prozessen im Umfeld der (öffentlichen) Verwaltung sowie Prozessen mit administrativem Charakter. Die Fachschale macht die BPMN beherrschbar, indem sie einen Rahmen für deren Anwendung vorgibt und die BPMN zielgerichtet erweitert:
PICTURE-BPMN verwendet nur den Teil der Symbole und Modellierungsregeln der BPMN, der für die fachliche Dokumentation und Analyse und Optimierung von Prozessen relevant ist.
PICTURE-BPMN erweitert die BPMN um die bewährten PICTURE-Prozessbausteine, um die Arbeitsschritte innerhalb eines Prozesses schnell, einheitlich und einfach verständlich zu beschreiben.
Sie verbindet somit die flexiblen Ausdrucksmöglichkeiten der BPMN mit den Vorteilen der "klassischen" PICTURE-Methode:
einfache Verständlichkeit, Nachvollziehbarkeit und Vergleichbarkeit der Modelle
große Akzeptanz der Modelle bei Fachexperten und "Lesern"
Eine ausführliche Darstellung der PICTURE-BPMN-Methode inklusive zahlreicher einfacher Beispiele finden Sie in unserem Methoden-Handbuch.
Aktivitäten
Prozess-Bausteine
Symbol | Name | Beschreibung |
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Prozess-Bausteine | Ein PICTURE-Prozessbaustein stellt eine fachlich wiederkehrende Tätigkeit dar. Prozesse werden durch Zusammensetzen dieser Bausteine erfasst. Die PICTURE-Methode sieht 24 standardisierte und inhaltlich unterscheidbare Prozessbausteine vor: Inhaltliche Tätigkeit
Verschriftlichung & Dokumentation
Informationsbeschaffung & Koordination
Informationsflüsse
Medienwechsel
Spezielle Tätigkeit
Eine ausführliche Erläuterung zu allen verfügbaren Prozessbausteinen finden Sie hier: Übersicht PICTURE-Prozessbausteine. |
Teilprozesse
Symbol | Name | Beschreibung |
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Geschlossener Teilprozess | Ein Teilprozess beinhaltet eine Menge von Einzelaktivitäten und dient zur handhabbaren Darstellung von komplexen Sachverhalten. Der Teilprozess wird entsprechend der darin "gekapselten" Tätigkeiten benannt. Von den Details der Einzelaktivitäten wird in der grafischen Darstellung abstrahiert, diese werden optional in separaten Teilprozessdiagrammen dargestellt ("Auslagern der Details"). | |
Aufgeklappter Teilprozess | Aufgeklappte Teilprozesse dienen der Gliederung des Prozesses. Inhaltlich-sachlogisch eng zusammengehörende Aktivitäten können in einem aufgeklappten Teilprozess gekapselt werden. Die Einzelaktivitäten werden hierbei im Gegensatz zum zugeklappten Teilprozess nicht in ein eigenständiges Diagramm ausgelagert sondern zusammen mit den übrigen Teilen des Prozesses dargestellt. | |
Aufruf-Element | Mit Hilfe des Aufruf-Elementes ist es möglich, einen angrenzenden Prozesse mit dem modellierten Prozess zu verknüpfen. Diese Verknüpfung drückt aus, dass an dieser Stelle des Prozesses zunächst der verknüpfte Prozess ausgeführt wird, bevor mit diesem Prozess fortgefahren wird. |
Wiederholungen
Aktivitäten (Prozess-Bausteine, Teilprozesse) können mittels Wiederholungs-Markern gekennzeichnet werden, um darzustellen, dass die entsprechende Aktivität innerhalb der selben Prozess-Instanz mehrfach durchlaufen wird.
Symbol | Name | Beschreibung |
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Schleife | Diese Aktivität wird wiederholt, solange eine Bedingung zutrifft (Schleife). Die zu prüfende Bedingung kann z.B. durch eine textuelle Anmerkung im Modell dokumentiert werden. | |
| Multi-Instanz (sequentiell) | Die Aktivität wird mehrfach ausgeführt. Die Anzahl der Ausführungen steht vorab fest, da die Anzahl an zu bearbeitenden Objekten bekannt ist (z.B. Durchführung eines Arbeitschrittes für jede einzelne Positionen einer Bestellung). Die einzelnen Ausführungen der Aktivität finden nacheinander statt. |
Multi-Instanz (parallel) | Wie Mehrfach-Instanz (sequentiell) mit dem Unterschied, dass die einzelnen Aktivitäten parallel und ohne Einhaltung einer bestimmten Reihenfolge ausgeführt werden. |
Ereignisse
Mit Ereignissen werden wichtige eintretende oder auslösende Zustände in einem Prozess bzw. Teilprozess gekennzeichnet. Hierbei wird unterschieden, ob das Ereignis eine Prozess-Instanz auslöst, innerhalb des Prozessablaufs auftritt oder eine Prozessinstanz beendet.
Startereignisse stehen am Anfang eines Prozesses bzw. Teilprozesses und kennzeichnen, wodurch eine Instanz dieses Prozesses ausgelöst wird.
Zwischenereignisse treten während des Prozesses auf und beschreiben, worauf an der entsprechenden Stelle gewartet bzw. was dort ausgelöst wird. Weiterhin dienen sie der Kennzeichnung von wichtigen "Meilensteinen" im Prozessablauf.
Endereignisse treten am Ende eines Prozesses auf und beschreiben, wodurch dieses gekennzeichnet ist.
Zur näheren Beschreibung können Start-, Zwischen- und Endereignisse optional typisiert werden. Der folgenden Tabelle können Sie entnehmen, welcher Ereignis-Typ wie verwendet werden darf:
Je nach Typ können Ereignisse als Start-, Zwischen und/oder End-Ereignis verwendet werden. Der folgenden Tabelle können Sie entnehmen, welcher Ereignis-Typ wie verwendet werden darf:
| Beispiele | Startereignis | Zwischenereignis | Endereignis | |
| Standard | eintretend / empfangend | auslösend / sendend | Standard | |
Untypisierte Ereignisse, i.d.R. am Start oder Ende eines Prozesses. | Bürger spricht mündlich vor |
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Nachricht: Empfang und Versand von Nachrichten im weiteren Sinne (z.B. physisches oder digitales Dokument, Information) | Antrag ist eingegangen | ||||
Zeit: Periodische zeitliche Ereignisse, Zeitpunkte oder Zeitspannen | an jedem Ersten eines Monats; alle drei Monate; nach 14 Tagen |
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Eskalation: Meldung an den nächsthöheren Verantwortlichen | Vorgesetzte Stelle wurde informiert; Fallbearbeitung wurde Dienstaufsicht übergeben |
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Bedingung: Reaktion auf veränderte Bedingungen (insb. im Rahmen von Geschäftsregeln) | Restbestand ist auf weniger als 20% der Lagerkapazität gesunken; Jahresbudget ist zu mehr als 80% verbraucht |
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Link: Link-Ereignisse dienen dazu, einen z.B. aus Platz- oder Gestaltungsgründen aufgetrennten Sequenzfluss (Fortsetzung an anderer Stelle des Prozessmodells, z.B. auf einem anderen Diagramm) zu kennzeichnen. Link-Ereignisse sollten somit immer paarweise auftreten (sendend / empfangend). Sie sind entsprechend zu beschriften, sodass ein (menschlicher) Leser den Zusammenhang herstellen kann. | weiter auf Diagramm 2; Fortsetzung von Diagramm 1 |
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Fehler: Auslösen und Behandeln von definierten Fehlern. | Speichervorgang in Datenbank ist fehlgeschlagen |
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Signal: Signal an (potentiell) mehrere Prozesse. Auf dasselbe Signal kann mehrfach (d.h. in mehreren Prozess-Instanzen) reagiert werden. | Dienstvorschrift XYZ geändert | ||||
Terminierung: Löst die sofortige Beendigung der Prozess-Instanz aus. | Antrag wurde zurückgezogen |
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Kontrollfluss-Operatoren (Gateways)
Mit Verzweigungen wird dargestellt, wie mit den folgenden Teilen eines Prozesses zu verfahren ist. | ||
Symbol | Name | Beschreibung |
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