Fragen und Antworten zu PICTURE-Classic und PICTURE-BPMN

 

Im folgenden Artikel erfahren Sie mehr über die beiden Methoden PICTURE-Classic und PICTURE-BPMN im Vergleich. Wir möchten Ihnen eine Entscheidungshilfe an die Hand geben,

  • unter welchen Rahmenbedingungen Sie welche Methoden am besten einsetzen können,

  • wie Sie die beiden Methoden "nebeneinander" betreiben können und

  • wie Sie - an gewünschter Stelle - von PICTURE-Classic auf PICTURE-BPMN umsteigen können.

Inhaltsverzeichnis

Hintergründe zu PICTURE-Classic und PICTURE-BPMN

Beide genannten Methoden fassen wir unter dem Namen PICTURE-Methode zusammen. Die PICTURE-Methode nutzt 24 fachliche Prozessbausteine, um Geschäftsprozesse effizient und einfach abzubilden. Die PICTURE-Methode zeichnet sich insbesondere durch hohe Verständlichkeit der Modelle und Geschwindigkeit bei der Darstellung aus. Der Kern der PICTURE-Methode ist sowohl in der Variante PICTURE-Classic als auch in der PICTURE-BPMN-Methode enthalten.

Die PICTURE-Classic-Methode wurde mit Beginn des Jahres 2003 entwickelt. Hierbei wurden die bekannten 24 fachlichen Prozessbausteine durch eine Analyse von mehr als 2000 Prozessmodellen hergeleitet und wissenschaftlich fundiert. Neben den Prozessbausteinen - dem Kern der Methode - haben wir ebenfalls Regeln entwickelt, wie Sie diese Prozessbausteine miteinander verbinden und in Beziehung setzen können. Diese Regeln bilden den sogenannten Kontrollfluss des Prozesses ab. Wir haben hierbei darauf geachtet, möglichst wenig Elemente einzuführen und das Zusammenstellen eines Prozesses mithilfe der Prozessbausteine möglichst einfach zu halten. Hierbei sind die aus der Classic-Methode bekannten Elemente Teilprozess, Variante und Variantenverknüpfung sowie Informationsfluss entstanden.

Mit der BPMN (Business Process Model and Notation, vgl. Link) hat sich in den vergangenen Jahren ein weltweiter De-Facto-Standard für die Darstellung von Geschäftsprozessen etabliert. Es handelt sich um eine Beschreibungssprache, in der Arbeitsabläufe beliebig detailliert dargestellt werden können. Mit PICTURE-BPMN führten wir im Jahr 2014 die Welten PICTURE und BPMN zusammen und die Vorteile beider Methoden stehen Ihnen damit vereint zur Verfügung. Sie nutzen hierbei weiterhin die bekannten fachlichen Prozessbausteine. Im Bereich des Kontrollflusses setzen wir aber nun auf die standardisierten Elemente der BPMN, wie z.B. Schwimmbahnen, Ereignisse und Verknüpfungen.

Informationen zur PICTURE-BPMN-Methode finden Sie im Methodenhandbuch: PICTURE-BPMN - Methodenhandbuch

Im Kern bleibt PICTURE

Sowohl PICTURE-Classic als auch PICTURE-BPMN nutzen im Kern die fachlichen Prozessbausteine mit Ihren Attributen und betten sich nahtlos in das Prozessregister und die Prozesssteckbriefe der Prozessplattform ein.

Lediglich bei der Abbildung des Kontrollflusses - also dem "Zusammenstecken" der Prozessbausteine - gibt es verschiedene Elemente und Regeln.

Wann nehme ich PICTURE-Classic, wann PICTURE-BPMN?

Diese Frage lässt sich am einfachsten beantworten, wenn Sie sich die Situation bzw. die Rahmenbedingungen / Projektbedingungen genauer anschauen, in der Sie / Ihr Team oder Ihre Organisation sich befindet. Die folgende Tabelle soll Ihnen eine Entscheidungshilfe an die Hand geben, um sich für die jeweils "passende" Methode entscheiden zu können. Beachten Sie dabei, dass Sie sich durchaus mal für die eine und mal für die andere Methode entscheiden können, vgl. dazu auch "Kann ich PICTURE-Classic und PICTURE-BPMN gleichzeitig einsetzen?"

 

PICTURE-Classic

PICTURE-BPMN

PICTURE-Classic

PICTURE-BPMN

 Prozessmanagement in der Breite

  • Erfassung eines großen Umfangs von Prozessmodellen

  • Modellierung der Prozesslandschaft 

  • Einheitliche Beschreibung aller Prozesse

  • Fokus auf viele Prozesse in sinnvollem, pflegbarem Umfang

 Detaillierte Einzelprozessbetrachtungen

  • Detaillierte Darstellung von Einzelprozessen

  • Unterschiedliche Schwerpunkte bei der Darstellung können eingenommen werden

  • Verschiedene Darstellungssichten und Tiefen für einen Prozess

  • Fokus auf wenige Prozesse mit ggf. sehr detaillierter Darstellung

Kontinuierliches Prozessmanagement

  • Dauerhafte Pflegeaufwände sind geringer

  • Gute Unterstützung für den kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP)

  • Besonders geeignet für das prozessorientierte Qualitätsmanagement (QM)

  Zielgerichtete Unterstützung von Projektarbeiten

  • Je nach Projektziel unterschiedliche Modellierungssichten und -tiefen

  • Detaillierung kann je nach Notwendigkeit beliebig verfeinert werden

  • Methode kann auf die jeweiligen Projektziele ausgerichtet werden

 Feste Darstellungstiefe

  • Gibt die Darstellungstiefe vor

  • Vereinheitlicht die Darstellung

  • Inhalte einer Ebene sind immer gleichwertig

 Flexible Modellierungstiefe

  • Details können in Teilprozessen gekapselt werden

  • Teilprozesse können beliebig tief verfeinert werden

  • Erlaubt schrittweise Verfeinerung von Modellen

 Automatisierte / einheitliche Darstellung

  • Prozessbilder werden automatisch vom System generiert

  • Darstellungen sind immer einheitlich und gleich

  • Geringer Einfluss auf Darstellungsoptionen

 Einfluss auf bildliche Darstellung

  • Umfassende Gestaltungsmöglichkeiten

  • Möglichkeit den Fokus auf verschiedene Aspekte zu lenken

  • Direkte Sichtbarkeit von Schnittstellen und Systemen im Schaubild

 Geführte Modellierung

  • Elemente müssen genau in einer Reihenfolge angelegt werden

  • Strikte Vorgehensweise bei der Prozesserhebung

  • Informationserhebung und -abbildung hat sehr diszipliniert zu erfolgen

 Flexible, dynamische Prozesserfassung

  • Informationen lassen sich jederzeit schnell und einfach erfassen

  • Unbekannte oder komplexe Dinge lassen sich jederzeit über Teilprozesse ausblenden und später detaillieren

  • Gut geeignet für dynamische Workshop-Situationen

Zusammenfassung:

Zentral gesteuerte und von der Software geführte Prozessmodellierung in einem
organisationsweiten Kontext mit dezentral eingebundenen Mitarbeitern 
unterschiedlicher Erfahrungsniveaus.

Der Fokus liegt auf übergreifenden Erkenntnissen und Zielen, Sonder- und Spezialfälle 
von Einzelprozessen können vernachlässigt werden (80/20-Prinzip).

Zusammenfassung:

Flexible Modellierung mit hohen Freiheitsgraden durch erfahrene Prozessmodellierer in einem Kontext, 
in dem es um einzelne Prozesse geht.

Der Fokus liegt auf den speziellen Eigenschaften und Besonderheiten von Einzelprozessen, 
ein hoher Detaillierungsgrad und präzise Beschreibungen sind erwünscht, z.B. bei der Prozessdokumentation im Rahmen der Anforderungsanalyse für Software-Entwicklung.

Kann ich PICTURE-Classic und PICTURE-BPMN gleichzeitig einsetzen?

Ja. Die PICTURE-Prozessplattform erlaubt es Ihnen, Prozesse beider Methoden innerhalb eines Arbeitsbereiches nebeneinander zu speichern und zu verwenden.

So können Sie z.B. innerhalb eines Arbeitsbereiches viele Prozessmodelle für das kontinuierliche Prozessmanagement in der PICTURE-Classic-Notation ablegen. Diese Modelle unterstützen sehr gut den kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) oder das prozessorientierte Qualitätsmanagement (QM) und sind dauerhaft einfacher pflegbar.

Daneben können Sie einzelne Prozesse, z.B. für konkrete Soll-Umsetzungen oder IT-Umsetzungsplanungen, mit der PICTURE-BPMN-Methode darstellen. Sie erreichen damit die ggf. notwendige Flexibilität, um Ihre konkreten Einzelprojektziele effizient umsetzen zu können.

In der PICTURE-Prozessplattform ist bis zum Prozessteckbrief noch keine Entscheidung für Classic oder BPMN zu treffen. Erst "hinter" dem Steckbrief - dort wo Sie das Detailmodell ablegen - müssen Sie sich pro Steckbrief für eine der beiden Darstellungsnotationen entscheiden.

Können PICTURE-Classic- und PICTURE-BPMN-Modelle ineinander überführt werden?

Ja. Grundsätzlich können Sie die Modelle ineinander "übersetzen". Eine automatisierte Übersetzung ist hierbei aus fachlichen Gründen nicht möglich. Die Prozessplattform unterstützt über die eingebaute Zwischenablage den effizienten Übersetzungsprozess von PICTURE-Classic nach PICTURE-BPMN. Sie brauchen dann im Einzelfall also nicht alle Daten erneut zu erfassen, sondern können die Bausteine und alle Attribute über die Zwischenablage überführen und den Kontrollfluss im Nachgang entsprechend der PICTURE-BPMN-Notation anpassen. 

Ist PICTURE-BPMN "besser" weil es "neuer" ist?

Nein. PICTURE-BPMN ist lediglich anders und sollte dann eingesetzt werden, wenn die oben genannten Rahmenbedingungen auf den Untersuchungsbereich zutreffend sind. Für uns stehen beide Welten - Classic und BPMN - gleichwertig nebeneinander.

Wird jetzt nur noch PICTURE-BPMN weiterentwickelt?

Nein. Wir entwickeln sowohl PICTURE-Classic als auch PICTURE-BPMN weiter.