Modellierungsregeln für analysierbare BPMN-Prozesse

Bei der Plausibilitätsprüfung von BPMN-Modellen wird das Modell auf die Einhaltung bestimmter Modellierungsregeln geprüft, um sicherzustellen, dass die Analyse ein aussagekräftiges Ergebnis liefern kann. Beim Verstoß gegen eine dieser Regeln wird eine entsprechende Fehler- bzw. Warnmeldung ausgeben, mit einem Hinweis, wie sich der Fehler korrigieren lässt.

Folgende Regeln sollten bei der Modellierung von BPMN-Prozessmodellen, die in den stellenbezogenen Analysen verwendet werden sollen, eingehalten werden:

Element

Regel

Beispiel

Element

Regel

Beispiel

Startereignis im Hauptdiagramm

Im Hauptdiagramm muss sich mindesten ein Startereignis befinden. Für jedes Startereignis im Hauptdiagramm muss eine Fallzahl pro Jahr für das Eintreten des Ereignisses hinterlegt sein.

Startereignis in Subdiagrammen

Es ist genau ein Startereignis erlaubt. Es ist keine Fallzahl zu hinterlegen, da sich diese aus dem Prozessfluss ergibt.

Endereignis

Jeder mögliche Pfad durch das Modell sollte in einem Endereignis abschließen.

UND-Verzweigung

An einer UND-Verzweigung folgt der Prozessfluss immer parallel allen ausgehenden Verbindungslinien. Die parallelen Stränge müssen in einer UND-Zusammenführung oder in einem Endereignis enden.

Mehrere von einer Aktivität ausgehende Verbindungslinien entsprechen einer impliziten UND-Verzweigung.

UND-Zusammenführung

An der UND-Zusammenführung werden parallel ausgeführte Teilstränge wieder miteinander verschmolzen. Der Prozessfluss kann erst fortgesetzt werden, wenn an jeder eingehenden Verbindungslinie ein Parallellauf aus der zugehörigen UND-Verzweigung angekommen ist.

Achten Sie darauf, die parallelen Stränge korrekt wieder zusammenzuführen. Wird ein Teil des Prozessflusses z.B. per vorangehender XOR-Verzweigung an der Zusammenführung "vorbeigeschleust", kommt es u.U. zu einem Deadlock im Prozessablauf und die Analyse des Prozesses ist nicht möglich.

XOR-Verzweigung

An allen ausgehenden Verbindungslinien der Verzweigung ist zu hinterlegen, mit welcher Eintrittswahrscheinlichkeit dieser gefolgt wird. Die Summe der Wahrscheinlichkeiten muss exakt 100% betragen.

XOR-Verzweigung mit Rücksprung

Die XOR-Verzweigung kann zur Abbildung eines Rücksprungs verwendet werden, der im aktuellen Durchlauf bereits besuchte Aktivitäten erneut durchläuft.

Die Wahrscheinlichkeit für Rücksprunge sollte unter 80% liegen, damit der Prozess von der Analyse ausreichend genau analysiert werden kann.

Vgl. dazu auch den Artikel Hinweise zur Arbeit mit Rücksprüngen in zu analysierenden Prozessen .

Geschlossene Teilprozesse

An einem geschlossenen Teilprozess können einzelne Subdiagramme hinterlegt werden. Diese werden wie auch das Hauptdiagramm von der Analyse berücksichtigt und fließen in das Analyse-Ergebnis mit ein.

 

Offene Teilprozesse

Über einen offenen Teilprozesse lassen sich Teilprozesse direkt in den Prozessfluss einbetten. Bei der Verwendung von offenen Teilprozessen ist darauf zu achten, dass die Verbindung von Sequenzflüssen nie direkt von außen an einzelne Elemente innerhalb des Teilprozesses erfolgt. Sequenzflüsse dürfen von außen nur an den Teilprozess selbst angedockt werden.

 

Nicht unterstützte Modellelemente

ODER-Verzweigung

Modelle die ODER-Verzweigungen bzw. -Zusammenführungen enthalten, können nicht ausgewertet werden, da sich die Schaltlogik bei der Zusammenführung mit den zur Verfügung stehenden Informationen nicht sinnvoll analysieren lässt.

Aufruf-Element

Aufruf-Elemente werden von der Analyse nicht unterstützt und werden ignoriert.

 

Link-Zwischenereignisse

Link-Zwischenereignisse werden von der Prozessplattform lediglich als graphisches Modellelement zur Modellierung unterstützt. Der Prozessablauf kann für die Analyse an Link-Ereignissen nicht sinnvoll ermittelt werden.

 

Teminierungs-Endereignisse

Die Analyse Prozessen mit Terminierungs-Endereignis wird nicht unterstützt. Bei der Plausibilitätsprüfung wird eine entsprechende Fehlermeldung ausgegeben.

Hintergrund: Um einen solchen Prozess unter korrekter Berücksichtigung der fachlichen Bedeutung des Terminierungs-Ereignisses zu analysieren, ist eine einfache “dynamische Analyse” des Prozessflusses, wie sie von der Prozessplattform durchgeführt wird, nicht geeignet. Stattdessen wäre eine - in der Prozessplattform nicht unterstützte - ereignisbasierte und ressourcenorientierte Simulation unter Berücksichtigung von Zwischenankunftszeiten (=> Wie viel Zeit vergeht zwischen dem Start einer Prozess-Instanz und der nächsten?), Bearbeitungszeiten sowie Wartezeiten auf Grund von Kapazitätsgrenzen notwendig. Hierfür bestünden ggü. der “dynamischen Analyse des Prozessflusses” deutlich erhöhte Anforderungen an den Detailreichtum des zu analysierenden Modells.